Dario Fo inszeniert Rossinis Barbiere

Cover BarbiereDer italienische Autor, Regisseur und Schauspieler Dario Fo, Nobelpreisträger des Jahres 1997, hat sich durch seine gesellschaftskritischen Theaterstücke einen Namen gemacht. Ein burlesker und aktionsreicher, oft satirischer Darstellungsstil machen sie zu einem Ort der lachenden Erkenntnis. Das zeigt sich auch in seiner ersten Opernarbeit, der Amsterdamer Produktion von Giocchino Rossinis Barbier von Sevilla aus dem Jahr 1987. Sein Bühnenbild folgt einem traditionellen szenischen Realismus, ist aber sehr funktional gedacht und lässt Raum für eine Personenführung, die durch viel Körpereinsatz und fließende Bewegungsabläufe gekennzeichnet ist. Eingebettet ist die Haupthandlung in ein Geflecht von Begleitaktionen; eine Truppe von Tänzern und Pantomimen kommentiert und persifliert das Geschehen mit einer in der Tradition der Commedia dell’arte wurzelnden Gestensprache. Ein Theater, das ganz aus der Körperaktion heraus gestaltet ist und dessen spielerischer Formalismus mit dem stilisierten Charakter von Rossinis Opera buffa im Einklang steht.

Dirigent ist Alberto Zedda, als Herausgeber der kritischen Edition beim einstigen italienischen Verlagshaus Ricordi – heute ein Bestandteil von BMG Music Publishing – ein vorzüglicher Rossini-Kenner. Er ist kein Freund überstürzter Tempi und dirigiert mit eher gebremstem Brio. Das lässt den Sängern zwar Zeit für ihre Koloraturen, doch wirkt diese Art von Klassizismus auf Dauer ein wenig spannungslos. Einige Male – so beim Auftritt des Figaro (David Malis) – kommt es überdies zu Koordinationsschwierigkeiten mit den Sängern. Die Mezzosopranistin Jennifer Larmore (Rosina), Richard Croft (Almaviva) und Simone Alaimo (Basilio) sind rollengewandte Sängerdarsteller. Der bei der Aufnahme fast siebzigjährige Renato Capecchi, der noch über erstaunliche sängerische Ressourcen verfügt, liefert als Bartolo eine Glanzrolle ab.

© Max Nyffeler 2004

DVD: Gioacchino Rossini: Il Barbiere die Siviglia / Nederlands Opera 1987 / Regie und Bühnenbild: Dario Fo, Dirigent: Alberto Zedda / PCM Stereo / 154 min. / Arthaus 100 412

(September/2004)

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